[Editorial] Streuverlust im Performance-Marketing. Es ist ein Trauerspiel, das sich seit Jahren wiederholt: Händler geben Unsummen für PPC-Kampagnen aus – und ihr Budget verpufft sinnlos, weil ihre Anzeigen auf völlig irrelevante Suchanfragen ausgespielt werden.
Wer bspw. auf Amazon eine eckige Deckenlampe sucht, bekommt runde angezeigt. Wer ein 20-Zoll-Fahrrad für sein Kind will, wird mit 12- und 14-Zoll-Modellen bombardiert. Und wenn jemand Katzenfutter braucht, bekommt er Hundefutter vorgeschlagen. Ernsthaft?
Und die Erklärung gewisser PPC-Agenturen oder auch von „Amazon-Berater:innen“? „Das steigert doch die Markenbekanntheit!“ Oder noch besser: „Das ist Teil einer langfristigen Branding-Strategie!“
Bullshit.

Screenshot Amazon.de – Suchergebnisse vom 12. März 2025
Streuverlust heißt Streuverlust – nicht „State-of-the-Art-Mediaplanung“
Es ist faszinierend, wie manche Agenturen – und leider auch Händler – sich diesen Quatsch schönreden. „Das ist Teil der Awareness-Strategie“, „Das erhöht die Sichtbarkeit unserer Marke“, „Das baut Sympathie auf“.
Sorry, aber das ist kompletter Unfug.
Was es wirklich macht?
🚨 Es nervt die Kunden.
🚨 Es verpulvert Werbebudget.
🚨 Es bringt nichts – außer Frust.
Auch ein Grund für die PPC-Fails: Falsche Kampagnensteuerung
Gerne liegt der Fehler auch nicht am Algorithmus oder an „komplexen Markenzielen“, sondern schlicht daran, dass die Kampagnensteuerung Mist ist – entweder, weil eine Agentur schlampig arbeitet oder weil inhouse niemand wirklich versteht, was er da tut.
Die häufigsten Fehler?
❌ Keine negativen Keywords gesetzt: Und dann wundern sich alle, warum man für komplett irrelevante Begriffe ausgespielt wird.
❌ Zu breite Keyword-Matches: Wenn alles auf Broad läuft, ist Chaos vorprogrammiert.
❌ Falsche Budget-Allokation: Viel Geld auf irrelevante Kampagnen, während die wirklich performanten verhungern.
❌ Schlechte Struktur: Eine Kampagne mit tausenden Keywords ist keine Strategie, sondern ein Lottospiel.
❌ Keine Auswertung: Wenn niemand regelmäßig prüft, wo das Geld verpufft, kann es gleich im Kamin landen.
Die teuerste Lektion im eCommerce
Jeder, der die letzten 25 Jahre digitale Geschäftsmodelle analysiert hat, sieht ein klares Muster: Unternehmen gehen pleite, weil sie ihre Kunden fortlaufend und zu teuer einkaufen. Zu hohe CACs (Customer Acquisition Cost), zu viel Budgetverschwendung, zu wenig Fokus auf Relevanz.
Und das alles nur, weil manche Leute denken, dass es eine „tolle Strategie“ ist, einfach wahllos Reichweite zu kaufen.
Also, Händler – aufwachen!
- Checkt eure Agenturen: Fragen stellen! Was genau wird bespielt? Warum?
- Überprüft eure Inhouse-Leute: Haben sie eine echte Strategie – oder nur ein PPC-Tool, das irgendwas macht?
- Setzt verdammt noch mal Negative Keywords ein: Es ist nicht so schwer!
- Strukturiert eure Kampagnen sinnvoll: Kein Keyword-Wildwuchs, kein Blindflug.
- Schaut euch die Zahlen an: Keine Auswertung = kein Learning = verbranntes Geld.
PPC ist kein Selbstläufer. Es ist ein Werkzeug. Und wenn ihr es falsch benutzt, kostet es euch eure Marge – und vielleicht euer Business.
Ein simpler, aber effektiver Reality-Check
Macht euch doch mal den Spaß und sucht eure eigenen Produkte – aber nicht nur mit den perfekten Keywords, sondern auch mit Begriffen, die nicht zu euren Artikeln passen.
Sucht nach Farben oder Varianten, die ihr nicht verkauft. Nach völlig abwegigen Kombinationen. Und wenn eure Ads da auftauchen: Glückwunsch, ihr verbrennt gerade Budget. Warum? Weil User darauf klicken – obwohl sie genau wissen, dass es für sie überhaupt kein relevantes Ergebnis ist.
Wer sich die Realität nicht ansieht, kann nichts verbessern.
Also, bevor ihr euch auf eure PPC-Reports verlasst – geht mal selbst auf Shopping-Tour. Ihr werdet überrascht sein, wie viel Unsinn da mit eurem Geld passiert.
Händler, raus aus der PPC-Falle!
Das eigentliche Problem ist jedoch ein ganz anderes: Ihr alle steckt schon viel zu tief und zu lange in der PPC-Falle.
Jahrelang wurde euch von Agenturen und Berater:innen eingetrichtert, dass Performance-Marketing der Schlüssel zum Erfolg ist. Aber während ihr immer mehr Geld in PPC pumpt, den Streuverlust ignoriert, vernachlässigt ihr die wirklich coolen, nachhaltigen Marketingstrategien – die Dinge, die eine echte Marke groß machen.
Branding, Community-Building, PR, organische Sichtbarkeit, Kooperationen, Social Commerce – alles unterinvestiert. Stattdessen? PPC, PPC und noch mal PPC.
Höchste Zeit, sich ernsthaft Gedanken über ppc-freien Traffic zu machen. Wer nur klicken lässt, statt zu denken, zahlt drauf. Wer clever ist, baut Kanäle, die langfristig für Sichtbarkeit und Kunden sorgen – ohne ständig Geld für jede einzelne Conversion nachschießen zu müssen.
Wer seine Werbeausgaben nicht im Griff hat, verliert. Und wer nur PPC kennt, spielt nicht in der Champions League.
Herzlichst, Dein Andreas Frank
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