Dein Cashflow: Amazon ändert den Ablauf der Auszahlungen

Achtung Cashflow: Amazon ändert den Ablauf der Auszahlungen. Die Anforderungen hinsichtlich der Geldmittel, Liquidität und verfügbaren Finanzmittel für die Zahlungsfähigkeit Deines Unternehmens ändern sich dadurch.

Ab dem 01. Februar 2024 sind die Zeiten vorbei, in denen Amazon-Verkäufer mit älteren Accounts im Seller-Programm täglich auf den Auszahlungsknopf drücken konnten.

Wer sich vor dem 01. September 2016 bei Amazon als Verkäufer registriert hatte, war in der relativ privilegierten Lage, seine Liquidität und Finanzmittel durch täglich Auszahlungen steuern zu können. Ein Klick und am nächsten Tag war das Geld auf dem eigenen Bankkonto. Bei einigen Konten funktionierte dies sogar noch am selben Tag.

Amazon hat bereits vor längerer Zeit angekündigt, seine Rücklagenrichtlinie zu ändern. Damit kommen auf Amazon-Verkäufer mit älteren Konten, die bisher an den schnellen Geldfluss beim Verkauf ihrer Waren gewohnt waren, gestiegene Anforderungen an ihre Liquiditätsplanungen zu. In wenigen Monaten ist es nun so weit.

Amazon-Händler mit jüngeren Accounts kennen die Modalitäten bereits: Kundengelder aus dem Verkauf von Waren werden frühestens sieben Tage nach dem Liefertag an den Endkunden verfügbar.

Ob Amazon das Ausnutzen gestiegener Habenzinsen Im Sinn hat, oder sich Liquidität für eventuelle Retouren schaffen möchte, das ist nicht wirklich wichtig. Diese Diskussionen finden aktuell teilweise hitzig geführt in diversen eCommerce-Foren und Gruppen statt. Wer sich daran aufhängt, der sollte tatsächlich den Handel auf Amazon einstellen. Amazon ihre in diesem Punkt nicht mit sich reden lassen. Sowieso, wie sie bereits mit der Verschiebung des Einführungstermins bereits Zugeständnisse an die Händler machten. Mehr als etwas zusätzliche Zeit zur Optimierung der Finanzplanung kann von Amazon nicht erwartet werden.

Bist Du es als Händler bisher gewohnt, Deine Amazon Auszahlungen täglich oder mehrmals die Woche vornehmen zu können?

Dann musst Du jetzt die Liquidität Deines Unternehmens auf den Prüfstand stellen, ob Dich die Umstellung der Amazon Auszahlungen vor eines oder mehrere der folgenden Probleme am 01.02.2024 stellen wird:

Cashflow:
Viele kleinere Händler, wie auch Du, sind auf den regelmäßigen Cashflow angewiesen, um laufende Kosten wie Miete, Gehälter, Wareneinkauf und andere Betriebskosten zu decken. Ein verzögerter Zahlungsfluss kann dazu führen, dass Du nicht über die benötigten Mittel verfügst, um diese Kosten zeitnah zu decken.

Bestandsmanagement:
Du musst oft neue Produkte einkaufen, bevor Du die Einnahmen aus den vorherigen Verkäufen erhältst. Wenn die Auszahlungen verzögert werden, kann dies zu Problemen bei der Aufstockung des Bestands führen, was wiederum zu verpassten Verkaufsgelegenheiten führen kann.

Kreditverpflichtungen:
Vielleicht hast Du Kredite oder andere finanzielle Verpflichtungen, die regelmäßige Zahlungen erfordern. Verzögerte Auszahlungen könnten zu Zahlungsverzögerungen oder zusätzlichen Kosten aufgrund von verspäteten Zahlungen führen.

Saisonabhängigkeit:
Wenn Du saisonabhängige Produkte verkaufst, ist der Cashflow besonders kritisch für Dich. Verzögerungen können Deine Fähigkeit beeinträchtigen, Dich auf Hochphasen vorzubereiten oder Überbestände in den weniger aktiven Phasen zu vermindern.

Geringe Margen:
Wenn Du mit sehr geringen Gewinnspannen arbeitest, können selbst kleine Veränderungen im Cashflow bedeutende Auswirkungen auf Deine Liquidität und Profitabilität haben.

Ab heute hast Du noch ein Vierteljahr Zeit, um Deine Finanzplanung so auszurichten, dass Dich die Umstellung der Amazon Auszahlungen nicht in Schwierigkeiten bringt.

Glücklicherweise stellt Amazon seine Rücklagenrichtlinie erst nach dem Weihnachtsgeschäft um, in dem viele Händler ausreichend Speck ansammeln können.

Folgende Maßnahmen solltest Du prüfen, um damit Deine Liquidität zu optimieren

Notfallfonds aufbauen:
Ein Notfallfonds kann Dir helfen, vorübergehende Cashflow-Engpässe zu überbrücken. Versuche, eine Reserve von mindestens ein paar Wochen bis zu mehreren Monaten an Betriebskosten zu haben.

Kostenüberprüfung:
Du kannst Deine Ausgaben analysieren und nicht zwingend notwendige Kosten reduzieren oder eliminieren.

Effizientes Bestandsmanagement:
Durch regelmäßige Bestandsüberprüfungen und Just-in-Time-Bestellungen kannst Du vermeiden, zu viel Kapital in unverkauftem Bestand zu binden.

Kreditlinien sichern:
Eine Kreditlinie oder ein Überziehungskredit kann Dir in Zeiten knappen Cashflows hilfreich sein. Es ist ratsam, diese im Voraus und nicht erst in der Not zu arrangieren.

Verkaufsaktionen:
Um Deinen Umsatz kurzfristig zu steigern, könntest Du zeitlich begrenzte Rabattaktionen oder Sonderangebote durchführen.

Verbesserung der Zahlungsbedingungen mit Lieferanten:
Das Aushandeln von längeren Zahlungsfristen oder Mengenrabatten mit Lieferanten kann Dir helfen, den Cashflow zu verbessern.

Diversifikation:
Wenn möglich, solltest Du darüber nachdenken, Deine Produkte auf mehreren Plattformen oder Märkten zu verkaufen, um nicht zu stark von den Geschäftsbedingungen eines einzigen Anbieters abhängig zu sein.

Forderungsmanagement:
Stelle sicher, dass alle Deine ausstehenden Zahlungen so schnell wie möglich eingetrieben werden. Dies kannst Du durch frühzeitige Rechnungsstellung und konsequente Nachverfolgung von ausstehenden Zahlungen erreichen.

Zahlungsoptionen für Kunden:
Die Einführung von Ratenzahlungen oder Finanzierungsoptionen für Kunden kann Deinen Umsatz steigern und gleichzeitig einen stetigen Cashflow gewährleisten.

Kontaktiere Deine Finanzexperten:
Dein Steuerberater oder Finanzberater kann Dir wertvolle Einblicke und Ratschläge bieten, um die Finanzlage Deines Unternehmens zu verbessern.

Onlinehändler müssen ihre Liquidität verbessern!

Zu Beginn der Corona-Pandemie haben wir mit Sellers.Tax die deutschlandweit größte Studie zum Thema Liquidität von Onlinehändlern gemacht. Es gibt da nichts zu beschönigen, die Ausstattung mit verfügbarem Cash ist bei zu vielen Händlern leider viel zu dünn, um selbst leichte Schwankungen ohne Bauchschmerzen zu überstehen. Deshalb sind alle Seller gut beraten, sich mit dem Thema intensiv und lösungsorientiert zu beschäftigen. Auch dann, wenn sie von den geänderten Auszahlungsbedingungen nicht direkt betroffen sind.

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Über die Autor*innen

Andreas Frank

Andreas Frank ist ein Pionier der deutschen Digitalwirtschaft, hat seit 1992 mehrere Internetfirmen mit Erfolg gegründet und ist an acht Exits beteiligt. Er wohnt in Palma de Mallorca und führt seine auf digitale Geschäftsmodelle spezialisierte FrankVestor GmbH in Hamburg. Frank ist ausgebildeter Werbekaufmann und hat Marketing, Kommunikation und Wirtschaftsrecht studiert. Er ist als Berater, Investor und Redner tätig und engagiert sich seit vielen Jahren im Expertenrat des Händlerbundes.