Die große SEOschütterung: mit “Übersicht mit KI” nimmt uns Google immer mehr Klicks

Googles neue Funktion „AI Overviews“ stellt gerade vieles auf den Kopf. Die Zeiten, in denen Nutzer auf deine Seite klicken mussten, um eine Antwort zu bekommen, sind vorbei. Google gibt die Infos jetzt direkt selbst aus: schlau verpackt, sofort sichtbar und direkt in den Suchergebnissen. Was harmlos mit „Wie viele Kalorien hat eine Banane?“ angefangen hat, betrifft mittlerweile viel mehr als nur einfache Wissensfragen.

Besonders heftig trifft es aktuell Seiten, die auf Nutzersignale und Klicks angewiesen sind, Magazine, Rezepte-Portale, Wetterdienste, Newsseiten, Foren und Blogs. Wenn Google die wichtigsten Infos direkt anzeigt, sinken die Besucherzahlen drastisch und damit auch Werbeeinnahmen, Relevanz, Reichweite.

Doch wir Onlinehändler bleiben davon ebenfalls nicht verschont. Denn auch wir sind auf Traffic angewiesen. Und genau der wird jetzt immer häufiger von Google clever umgelenkt.

Was bisher mit einer Produktsuche begann, zum Beispiel „Beste Aufbewahrungsbox für Bananen“ und dann zu deinem Shop führte, bleibt heute oft komplett in Googles Welt hängen. Die Nutzer bekommen erste Antworten, Empfehlungen oder Vergleiche direkt im Suchergebnis präsentiert. Und du? Wirst möglicherweise gar nicht mehr wahrgenommen. Selbst wenn du eigentlich perfekt aufgestellt bist.

Natürlich verkauft Google keine Turnschuhe, Yogamatten oder Grillroste. Das Bedürfnis, einen Verkäufer zu finden, bleibt also bestehen. Aber die neue Logik lenkt den Verkehr um.

Andreas Frank, eCommerce-Mentor

Der Nutzer bekommt erste Empfehlungen, Vergleiche oder Inhalte direkt bei Google angezeigt – und klickt sich dann woanders hin. Vielleicht. Vielleicht aber auch nicht. Und das kann dazu führen, dass du selbst mit gutem Content auf Platz 1 stehst und trotzdem keinen einzigen Besucher bekommst.

Genau das ist das Problem: Du baust Content auf, investierst Zeit und Geld und bekommst am Ende nicht mal mehr den Klick. Stattdessen hofft Google, dass du das mit mehr PPC kompensierst. Klar, viele machen genau das. Mehr Anzeigen, mehr Budgets, mehr Kosten pro Klick. Aber damit wird deine Marge immer noch kleiner und deine Abhängigkeit immer noch größer. Du zahlst für Sichtbarkeit, die du früher einfach so bekommen hast. Zumal eh viel zu viele Onlinhändler längst in der PPC-Falle stecken. Das ist kein Modell, das nachhaltig Spaß macht.

Die Zahlen zeigen ganz klar, wohin die Reise geht

Laut Seer Interactive ist die Klickrate in den Suchergebnissen weltweit um bis zu 55 % eingebrochen. In der DACH-Region immerhin um knapp 18 %. Das heißt: Deine Inhalte sind da, sie werden gesehen, aber sie führen nicht mehr zu Besuchern. Weil Google die Antworten schon selbst gibt. Der Nutzer bleibt einfach dort hängen.

Das betrifft auch die Suchen, die eigentlich Umsatz bringen sollten: Produktvergleiche, Empfehlungen, Kaufentscheidungen. Früher ging es dann weiter zu deinem Shop und heute klickt sich der Nutzer durch Google-Boxen, verwandte Fragen oder neue Vorschläge. Ehe du dich versiehst, ist der Impuls weg, der Verkauf geplatzt und der Funnel unterbrochen, bevor er richtig begonnen hat.

Heißt das, du sollst jetzt Google den Rücken kehren?

Nein. Aber es heißt: Du brauchst mehr als Google. Und du brauchst vor allem eigene Wege, um sichtbar und unabhängig zu bleiben.

Baue dir eigene Kanäle auf: eMail-Marketing, Retargeting, WhatsApp … alles, was du selbst steuern kannst. Sammle Kontakte, pflege deine Liste und gib deinen Kund:innen das Gefühl, dass sie direkt mit dir verbunden sind. Dein Newsletter ist keine lästige Pflicht, sondern deine eigene Bühne. Kein Algorithmus dazwischen, kein Filter, nur du und dein Publikum.

Dann: Mach Content, den Google nicht einfach wegschnappen kann. Keine generischen Texte, sondern echte Inhalte mit Substanz. Greife Long-Tail-Fragen auf wie „Welche Laufschuhe helfen bei Knieschmerzen?“ und verknüpfe sie mit Dingen, die Google nicht so leicht nachbauen kann: Größenberater, Videoberatung, Erfahrungsberichte, Tools. Oder Inhalte, die sich ständig verändern, wie tagesaktuelle Deals oder Preisvergleiche. Damit bleibst du relevant.

Noch wichtiger: Zeig Persönlichkeit. Menschen kaufen nicht nur Produkte, sie kaufen Geschichten. Warum hast du dieses Produkt entwickelt? Was steckt dahinter? Wie kam es dazu? Warum hilft es? Erzähle das in deinen Listings, auf Social Media, im Blog. Und wenn du dann auch noch zeigst, wer bei dir arbeitet, wie ihr denkt, was euch wichtig ist, dann bist du kein anonymer Shop mehr, sondern eine echte Marke.

Und ja, genau hier kommt Social Commerce ins Spiel. TikTok, Instagram, Pinterest, das sind keine Spielereien mehr, sondern ernstzunehmende Vertriebskanäle. Menschen entdecken Produkte dort nicht, weil sie sie gesucht haben, sondern weil sie sie gesehen haben. Weil ein Video hängen bleibt. Weil ein Creator begeistert ist. Weil dein Produkt eine Geschichte erzählt. Auch ein ehrlicher Blick hinter die Kulissen reicht oft schon, um sichtbar zu werden.

Das Beste daran: Es macht sogar Spaß. Es ist lebendiger, direkter, persönlicher als klassische Ads. Du bekommst Rückmeldungen, baust echte Nähe auf und merkst wieder, wofür du das Ganze machst.

Also, was heißt das jetzt alles?

Googles neue KI-Logik verändert das Spielfeld. Aber sie nimmt dir nicht deine Chancen. Sie zeigt nur, dass du dich nicht auf einen einzigen Kanal verlassen solltest. Google bleibt wichtig, klar. Aber wenn du dich nur darauf verlässt, wirst du irgendwann teuer dafür bezahlen. Im wahrsten Sinne.

Jetzt ist der Moment, eine eigene Sichtbarkeit aufzubauen. Kanäle zu nutzen, die dir gehören. Formate zu entwickeln, die Spaß machen. Kundenbeziehungen zu pflegen, die nicht vom nächsten Update abhängen. Und Inhalte zu schaffen, die man nicht einfach zusammenfassen oder wegfiltern kann.

Denn eines kann keine KI der Welt ersetzen: Deine Haltung. Dein Warum. Deine Art, Dinge zu machen. Genau das macht dich besonders und genau das bringt am Ende Kunden, die bleiben.